Über den Wagram

Der Name Wagram setzt sich aus den beiden mittelhochdeutschen Wörtern „wac“ (bewegtes Wasser, Fluss) und „rain“ (Rain, Wiese, Hang) zusammen. Wagram bedeutet also etwa Hang beim Wasser oder Grenze der Wogen (Ufer).

Der Wagram liegt beiderseits der Donau und erstreckt sich von Krems nach Osten. Der Wagram bildet die nördliche Grenze des Tullnerfeldes, von dem er steil ansteigt, um oben in ein sanft welliges Gebiet überzugehen, das Weinviertler Hügelland. Während des Tertiärs war das Donaubecken um Wien ein Meer, das seine Ausläufer bis Eggenburg hatte (Eggenburger Bucht). An den Abhängen des Wagrams findet man daher Meeressande (mit Muscheln), er ist also ein vorzeitlicher Meeresstrand. Darüber ist der Wagram mit einer Schicht aus Donauschotter überzogen, auf der schließlich der rezente Boden liegt.

Eine Besonderheit für das Terroir des Wagrams sind die einzigartigen Lehm- und Lössböden. Vorteil dieser meterdicken Bodenschichten ist, dass die Reben tief wurzeln, sich weit nach unten graben können und dadurch einerseits ein gewisser Schutz gegen Trockenheit besteht und andererseits die in der Tiefe verborgenen Mineralien und Sedimente erreicht werden.

Die West-/Ostausdehnung des Wagrams hat zur Folge, dass die Weingärten alle nach Süden ausgerichtet sind und sich so der Sonne entgegenstrecken können. Diese West-Ostausrichtung parallel zur Donau hat noch weitere Vorteile. Von Osten ziehen die Ausläufer des milden pannonischen Klimas die Donau aufwärts, von Westen beziehungsweise Nordwesten strömt die kühle Luft aus dem Waldviertel ins Donautal. Und gerade dieses Wechselspiel aus Wärme und Kühle macht die Weine finessenreich, vielschichtig und verleiht ihnen ein interessantes Frucht-Säurespiel. Der Kleine Wagram teilt das Tullnerfeld und das Marchfeld geologisch in die Prater- und Gänserndorfer Terrasse. Das milde Klima des Wagram lässt neben Trauben auch Marillen und Kirschen vorzüglich gedeihen. Auch der Kirschbaum ist weit verbreitet und symbolhaft für den Wagram.

Das Agrar- und Lebensmittel-System ist mit insgesamt 15% an der regionalen Wertschöpfung beteiligt und trägt mit mehr als 1.000 Mitarbeitern rund 20% zur Beschäftigungslage bei: Allein in der Landwirtschaft arbeiten circa 900 Menschen. Diese arbeiten überwiegend in den zahlreichen Weinbaubetrieben, im Obstbau oder in der Fischzucht. Im Bereich der Industrie zählt die Region etwa 1.300 Beschäftigte, was durch das Vorhandensein kleiner und mittelständischer Betriebe ermöglicht wird, die in puncto Logistik, Marketing, Forschung und Entwicklung nicht selten gemeinsam agieren. Vom Tourismus und der Kulturwirtschaft getragen, bildet der Dienstleistungssektor mit rund 2.000 Beschäftigten das Herzstück der Wirtschaft am Wagram. 

Besonders wichtig ist aber selbstverständlich der Weinbau. Das Weinbaugebiet greift geographisch über den Wagram im engeren Sinn hinaus und umfasst auch Gebiete südlich der Donau, insbesondere auch Klosterneuburg. Die von der Region abgedeckten Gebiete entsprechen dem Bezirk Tulln. Das große Weinbaugebiet am Höhenzug entlang der Donau gehörte in den 1960er-Jahren zur Region Weinviertel. Später definierte man die Region an der Donau als eigenes Gebiet und nannte es nach dem bekannten Stift Klosterneuburg und seiner Weinbauschule Region Klosterneuburg bzw. nach seinem östlichen Endpunkt Donauland-Carnuntum. Der nach einer weiteren Verkleinerung der Regionen im Jahr 1985 eingeführte Markenname Donauland bewährte sich wegen eines gleichnamigen Buchklubs weniger und wurde 2007 in Weinbaugebiet Wagram geändert.

Der Wagramer Höhenzug mit seiner südlichen Hangrichtung bietet zwar viel Sonne, doch sind die Lagen wegen ihrer Kleinräumigkeit und Steilheit nur schwer maschinell bearbeitbar. Seit einiger Zeit liegen daher viele Flächen brach.

Etwa die Hälfte bis zwei Drittel der Rebflächen sind mit der Rebsorte Grüner Veltliner bestockt. Aber auch Riesling, Weißburgunder und Chardonnay gedeihen hier bestens. Eine Besonderheit des Gebietes ist der Rote Veltliner. Bei den Rotweinen herrscht der Zweigelt vor, wobei die rote Sortenvielfalt unter anderem auch Blaufränkisch, Blauburgunder, Cabernet Sauvignon und Merlot umfasst.

Die bekanntesten Weinorte sind (von Ost nach West): Direkt am Höhenzug - Stetteldorf am Wagram, Hippersdorf, Unterstockstall, Königsbrunn und Kirchberg am Wagram, Fels am Wagram und Feuersbrunn, sowie Weingarten bei Kirchberg am Wagram - auf der Hochfläche nördlich des Wagram die Orte Ruppersthal, Oberstockstall, Großriedenthal und Gösing. Die Weinorte am flacheren Höhenzug südlich der Donau bzw. im Tullnerfeld zählen teilweise zur Wagramer Region. Es sind einige Orte bei Tulln (Judenau, Ollern), am Rande des Wienerwaldes (Königstetten) sowie vor allem auch Stift und Weinbauschule Klosterneuburg. Der Wagramer Weinbau behauptet sich gegen die ebenfalls hervorragenden Weine aus der Wachau und dem unteren Kamptal. Regionale Konkurrenz herrscht auch zum Weinviertel, wo mit der Marke DAC kontrollierte Qualitätsweine vertrieben werden, und zunehmend auch zum Traisental.

Der Wagram ist ein ruhiger, beschaulicher Landstrich, dessen Reiz seine Ursprünglichkeit und Unverfälschtheit ausmacht: Sanfte Hügel, weite Hochflächen von Hohlwegen durchzogen, wunderbare Ausblickspunkte, fruchtbares, saftiges Land und eine einzigartige Flora und Fauna. Es gibt Vieles zu entdecken und zu genießen.